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„Wirtschaft ist grün“ – Landtags-Grüne diskutieren mit Automobilbranche

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Ökologie als Langfristökonomie des 21. Jahrhunderts“ – ausgehend von dieser sich immer mehr durchsetzenden Erkenntnis eröffnen die Landtags-Grünen heute Abend (19 Uhr; Landtag) ihre „Branchendialoge für ein nachhaltiges Bayern“. Den Auftakt macht eine Podiumsdiskussion „Neue Autos braucht das Land“. Es folgt zum selben Thema am Freitag ein Workshop zur Zukunft der Automobilität. Weitere Bereiche werden folgen. Dies sind die Energiewirtschaft, der Bereich Chemie, die Kreativwirtschaft, die Ernährungs- /Gesundheitswirtschaft und die Umweltwirtschaft. Letztlich, so machte Grünen-Fraktionssprecherin Margarete Bause deutlich, stehe das Ganze unter dem Leitgedanken Klimaschutz. Daneben gilt als eigenes politisches Ziel, im von Fraktion und Landespartei eingeleiteten Prozess unter dem Motto „Mein Bayern“ bis zur nächsten Landtagswahl tragfähige grüne Antworten für alle wichtigen Felder der Landespolitik zu erarbeiten.

Eingeladen zur heutigen öffentlichen Podiumsdiskussion haben die Grünen zum Reden über Entwicklungen, Zukunftsvorstellungen und Handlungsstrategien für eine zukunftsfähige (Auto-)Mobilität angesichts von Klimawandel, Ressourcenknappheit und globaler Motorisierung. Gäste sind Dr. Weert Canzler und Karl-Heinz Büschemann. Canzler leitet die „Projektgruppe Mobilität“ im Schwerpunkt „Gesellschaft und wirtschaftliche Dynamik“ im Wissenschaftszentrum Berlin. Büschemann, Chefreporter im Wirtschaftsressort der Süddeutschen Zeitung, zeigte laut Einladungstext in seinem Buch „Crashtest – Deutsche Autobauer ohne Plan und Strategie“ auf, wie unvorbereitet die deutsche Automobilindustrie auf die automobile Zukunft ist.

Elektromobilität – Hat deutsche Automobilindustrie Zukunft verschlafen?

Diese Erkenntnis zeigt insbesondere auf die Elektromobilität. Fast schlagwortartig wird hier der einst oder noch führenden deutschen und auch bayerischen Automobilindustrie vorgeworfen, die Zukunft verschlafen zu haben. Nicht nur schemenhaft rückte dies anlässlich des Elektromobilitäts-Gipfels bei Bundeskanzlerin Angela Merkel im vergangenen Jahr ins öffentliche Bewusstsein. Und schon im Spätjahr zuvor war das Thema von der sogenannten Jungen Gruppe der CSU-Fraktion im Landtag aufgegriffen worden. Sie hatte gemeinsam mit dem Wirtschaftsarbeitskreis der Partei unter Leitung von Finanzminister Georg Fahrenschon Macher und Spezialisten zum Thema hinter verschlossene Türen eingeladen.

Es sei „Tacheles geredet“ worden, sagen Teilnehmer und in einer anschließenden Pressekonferenz war eine gut aufgestellte Autoindustrie samt Zulieferbetrieben in Bayern herausgestellt und eine starke politische Begleitung in die elektromobile Zukunft durch die CSU angekündigt worden. Auf dem Weg in eine solche ist zumindest der CSU-Wirtschaftsarbeitskreis nicht wahrnehmbar und auch die Fraktion im Landtag wurde mit ihren Vorschlägen zur stärkeren politischen Gewichtung der Elektromobilität im Zusammenwirken zwischen Koalitionsfraktionen und Staatsregierung von der FDP und dem von ihr geführten, in dieser Frage federführenden Wirtschaftsministerium ausgebremst. „Wir dürfen nicht“ stellte ein Mitglied der Jungen Gruppe lapidar fest.

Deshalb dürfte es ziemlich interessant sein, wie und mit welchen Erfolgen die Grünen das Thema anpacken. Zu einer Vorab-Pressekonferenz hatten sie ihre Landesgruppen-Sprecherin aus dem Bundestag hinzugezogen. Christine Scheel, frühere Landtagsabgeordnete aus dem Aschaffenburger Raum, ist mittelstandspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion. Sie machte auch gleich deutlich, dass es den Grünen sowohl bei der Autoindustrie im Speziellen als auch beim Branchendialog insgesamt keineswegs nur um BMW oder Audi sondern auch um die Einbeziehung „vom Dachdecker bis zum Installateur“ geht. Denn gerade von dort kämen beispielsweise die Fragen, wo die Politik beantwortend eingreifen könne – nach Krediten beispielsweise.

Made in Germany“ künftig ein Label für ökologische Produkte

Doch Scheel lieferte auch eine Art Schlagwort-Überbau, indem sie sich davon überzeugt zeigte, dass das „Made in Germany“ künftig ein Label für ökologische Produkte sein könne. Doch dabei müsse es nicht nur um das ökologische Endprodukt, sondern auch um die ökologische Ausrichtung in der Herstellung gehen. „Wirtschaft ist grün“ lautet die weltweite Herausforderung, sagte Bause. Dass auf dem Weg dorthin in Workshops wie morgen nicht nur freundschaftliche Töne angeschlagen werden können, fügte sie hinzu. Wenn sie also oder der tüftlerische Grünen-Wirtschaftsexperte und Fraktionssprecher Dr. Martin Runge morgen auf die Daniel Düsentriebs der bayerischen Automobilkonzerne oder den wissenschaftlichen Automobilguru Prof. Ferdinand Dudenhöfer und andere Experten aus Politik und Verbänden treffen, wird es munter zugehen.

Veröffentlicht von Helmut Fuchs

07. April 2011 um 12:48h