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Was sind uns Schwimmbäder wert?

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Warum, so stellte sich die Frage am 25. Oktober diesen Jahres, fragt der Fraktionschef der SPD höchstpersönlich nach geschlossenen Schwimmbädern in Bayern und teilt das Ergebnis verbunden mit entsprechenden Forderungen per Pressemitteilung mit? An dem Thema hatte sich die Opposition im Landtag schon seit Jahren abgestrampelt, und eine aktuelle lokale Betroffenheit Markus Rinderspachers, die die Sache erklärlich gemacht hätte, war auch nicht erkennbar. Die Pressemitteilung schien denn auch niemanden besonders aufzuregen. Weder der CSU-Fraktion noch der Staatsregierung war es einer Antwort wert, die Forderung floss öffentlich ziemlich unbeachtet in die Haushalts-beratungen ein, wurde abgelehnt – doch die SPD schob noch eine Presserklärung nach.

Gefordert hatte sie, wie ihr Finanz- und Sportpolitiker Harald Güller erläuterte, für einen Härtefonds die Bewilligung von 30 Millionen Euro pro Jahr. Damit solle klammen Kommunen bei der Sanierung von Schul- und Sportbädern geholfen werden, in Härtefällen sogar mit einer Finanzierung bis zu 100 Prozent. Zur Zeit sind dies maximal 80 %. Eine Kommune mit landesdurchschnittlichen Finanzdaten könne mit einem Zuschuss von 40 % rechnen, hatte Bau- und Sportminister Joachim Herrmann in der Antwort auf Rinderspachers Anfrage erläutert. Die Staatsregierung habe ihre Bemühungen in den letzten Jahren erhöht und insbesondere „zielgerichtete Anstrengungen für schulisch genutzte Bäder“ unternommen.

Fakt ist, dass bayernweit in den letzten 10 Jahren 43 öffentliche Schwimmbäder geschlossen werden mussten. Zur Zeit droht 65 weiteren die Schließung. Insgesamt sind 30 % der öffentlichen Schwimmbäder im Freistaat renovierungsbedürftig. Das klingt angesichts von über 2000 Gemeinden in Bayern in manchen Ohren vielleicht gar nicht so dramatisch. Tatsächlich droht hier eine Infrastruktur peu a peu zusammenzubrechen. Reine Schulbäder sind in den letzten Jahren sowieso fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden.

Letzteres hatte natürlich das Problem verstärkt, den Schülern den vorgeschriebenen Schwimmunterricht anbieten zu können. Mit jeder weiteren Schwimmbadschließung werden die Wege für die Schüler länger. Hinzu kommt, dass immer weniger Lehrer den erforderlichen Schwimmschein für diesen Unterricht haben. Hier helfen Wasserwacht und DLRG aus, was wiederum zusätzliches Geld kostet. Die SPD will die gesamte Schwimm-Problematik nach ihrem Sportkongress im Frühjahr noch vor der Sommerpause in einem Fachgespräch mit den Kommunen, der Schulfamilie, dem DLRG, der Wasserwacht und vielleicht auch den Krankenkassen diskutieren.

Die zunehmende Zahl von ertrinkenden Nichtschwimmern, die Frage der allgemeinen Gesundheit, der Freizeitwert, das reine Badevergnügen – 156 Änderungsanträge mit einem Gesamtvolumen von einer runden Milliarde Euro habe die SPD in den Haushaltsberatungen gestellt, hatte sich Finanzminister Dr. Markus Söder beschwert. Es ist in jedem Fall eine Frage des Stellenwerts.

Veröffentlicht von Helmut Fuchs

15. Dezember 2014 um 12:20h