SPD stellt Muttermilch-Börse auf den Prüfstand
Mit der üblichen Verzögerung von ein paar Jahren war auch in Deutschland zu Beginn des Jahres 2014 die erste Muttermilch-Börse an den Start gegangen. Dort können Mütter abgepumpte Humanmilch anbieten oder erwerben. Auch Online, über Kleinanzeigen oder Facebook natürlich und in Foren oder Blogs kam schnell ein mehr oder weniger schwunghafter Handel in Gang. Genaueres weiß man nicht, denn einer auch rechtlichen Kontrolle unterliegt dieser Handel bislang nicht. Das rief jetzt die Landtags-SPD auf den Plan, denn während Säuglingsnahrung höchsten Anforderungen entsprechen müsse, lägen hier Verantwortung und Kontrolle allein bei den Müttern.
Die SPD brachte diese Woche im Landtags-Ausschuss für Gesundheit und Pflege einen Antrag (6852) ein, in dem die Staatsregierung aufgefordert wird, zum einen über den kommerziellen Online-Handel mit Spender.Muttermilch und zum anderen über die Möglichkeiten und Prinzipien von Muttermilchbanken zu berichten. Dieser Milch-Tausch, so heißt es in der Antragsbegründung, lebe vom Vertrauen der Mütter untereinander. Doch ohne wirkliche Kontrolle sei dieses Vertrauen und die Motivation untereinander ein Spiel mit der Gesundheit des eigenen Kindes. Es gebe, so sagte Ausschussvorsitzende Kathrin Sonnenholzner (SPD), Berichte aus den USA, dass diese Milch mit Kuhmilch gestreckt werde. Und so etwas „darf man unschuldigen kleinen Babys nicht antun“.
Doch von solchem Beispiel abgesehen, Humanmilch ist nicht steril. Bei nicht sachgemäßem Umgang kann es zu einer gefährlichen Keimbelastung kommen. Zudem könnten gefährliche Krankheiten wie HIV oder Hepatitis übertragen werden. Der Antrag weist auch darauf hin, dass der Austausch von Frauenmilch durchaus eine lange Tradition hat, aber auch schon früh kritisch gesehen wurde. Zunehmend gebe es, bevorzugt in den östlichen Bundesländern aber in Bayern seit 2012 auch in der Kinderklinik München-Großhadern Muttermilchbanken. Doch die Spenderinnen würden medizinisch befragt und Blut sowie Milch getestet bzw. untersucht. Zudem werde sichergestellt, dass auch das Baby der Spenderin ausreichend satt wird. Gerade vor dem Hintergrund zunehmender Frühgeburten und den Vorteilen von Muttermilch gegenüber Fertignahrung, macht der Antrag deutlich, dass Muttermilchbanken eine zunehmende Bedeutung zukommt.
Was den unkontrollierten Handel angeht, so soll nun die Staatsregierung einen ausführlichen vorerst nur schriftlichen Bericht abgeben. Darin waren sich Dr. Ute Eiling-Hütig für die CSU, Dr. Karl Vetter (Freie Wähler) und Kerstin Celina (Grüne) mit der SPD völlig einig. Der Bericht soll zunächst darauf eingehen, wie die Staatsregierung den Online-Handel mit Muttermilch allgemein bewertet, aber sie soll auch zu bestimmten Angeboten dezidiert ihre Meinung äußern. Schlussendlich wil der Ausschuss wissen, wie bzw. ob die Staatsregierung hier tätig werden will und welche Möglichkeiten der Kontrolle und eines rechtlichen Rahmens sie sieht. Darüber hinaus soll berichtet werden, welche Bedeutung aus Sicht der Staatsregierung den Frauenmilchbanken zukomme und welche Möglichkeiten eines bayernweiten Angebots bestehen.