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Kabinett verabschiedet Bildungspaket – Rückkehr zum G9

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Verpackt in das Bildungspaket „Für Bildung begeistern! Fördern, Fordern, Forschen” wurde mit heutigem Kabinettsbeschluss die insbesondere innerhalb der CSU über Jahre hinweg höchst umstrittene Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) auf den Weg gebracht. Ein entsprechender Gesetzentwurf geht jetzt in die Verbandsanhörung und soll noch vor der Sommerpause vom Landtag verabschiedet werden. Mit dem Schuljahr 2018/19 sollen dann die Klassenstufen fünf und sechs wieder in den neunjährigen gymnasialen Ausbildungsweg einsteigen. Den Schülern soll aber die Möglichkeit gegeben werden, die elfte Klasse auszulassen, und wie bisher nach acht Jahren im Gymnasium das Abitur zu machen. Nach eingehender Beratung sollen sie mit einem strukturierten zweijährigen Förderangebot auf das Auslassen der Jahrgangsstufe 11 oder ein Auslandsjahr vorbereitet werden.

Kultusminister Spaenle: “gewaltige Kraftanstrengung”

Insgesamt sollen mit dem Bildungspaket 2000 neue Stellen geschaffen werden, etwa je zu Hälfte verteilt auf die Gymnasien und die anderen Schularten. Angesichts von geschätzten 870 Millionen Euro Kosten (bis 2025) spricht Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle denn auch von einer „gewaltigen Kraftanstrengung“. Das Paket bringe große Verbesserungen, insbesondere bei der Sonderpädagogik, bei den beruflichen Schulen sowie bei der massiven Entlastung der Schulleitungen von Verwaltungslasten oder auch mit einem Ausbau der mobilen Reserve für Grund- und Mittelschulen.

SPD: “Paket hält nicht, was es verspricht”

Das Paket stößt nach wie vor auf Kritik und Vorbehalte bei der Landtags-Opposition. Der bildungspolitische Sprecher der SPD und Vorsitzende des Bildungsausschusses im Landtag Martin Güll spricht beim sogenannten Bildungspaket sogar von „Täuschung der Bürgerinnen und Bürger“. Es „hält nicht, was es auf den ersten Blick verspricht und geht damit am Anspruch, für Bildung zu begeistern, meilenweit vorbei“. Güll verweist darauf, dass die für das Gymnasium öffentlichkeitswirksam angekündigten 1000 Stellen erst 2025 besetzt sein werden: „Für alle, die jetzt im Gymnasium sind, kommt kein einziger neuer Lehrer.“ Und auch für die anderen Schularten sehe es nicht viel besser aus: „Die bayernweit rund 3000 Grund- und Mittelschulen erhalten aktuell nur 50 Stellen. Das ist nicht einmal der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.“ Insgesamt gebe es in Bayern neben dem Gymnasium 5000 allgemeinbildende Schulen, Grundschulen, Realschulen, Berufsschulen und Förderschulen. Für sie alle seien im Bildungspaket insgesamt nur 300 neue Lehrerstellen bis zur Landtagswahl 2018 vorgesehen.

Freie Wähler; “Endlich stimmt die Richtung” – Grüne: Nur Brosamen für andere Schularten

Der bildungspolitische Sprecher der Fraktion der Freien Wähler, Prof. Dr. Michael Piazolo konstatiert mit Blick auf das von den Freien Wählern initiierte G9-Volksbegehren: „Endlich stimmt die Richtung!“ sei die Staatsregierung gefordert, zügig die Details der Reform umzusetzen. Vor allem müsse auch SchülerInnen der aktuellen fünften und sechsten Klassen die Möglichkeit einer neunjährigen Gymnasialzeit eingeräumt werden. „Sie sollen nicht darunter leiden, dass die CSU die Entwicklung zurück zum G9 jahrelang torpediert hat.“ Thomas Gehring, Bildungs-Sprecher der Grünen im Landtag, fordert alle Schularten gleich zu behandeln: „Während den bayerischen Gymnasien der Tisch im Zuge der Abkehr vom G8 reich gedeckt wird, müssen sich die anderen Schulen mit Brosamen begnügen.“ Gehring sieht bei dem verabschiedeten Paket „eine schwere Schieflage zuungunsten von Real-, Mittel- und Berufsschulen“. Diese seien seit Jahren unterfinanziert. Berufsschulen und Realschulen kämpften mit zu großen Klassen, die mobilen Reserven für Grund- und Mittelschulen gingen jährlich in die Knie.

Veröffentlicht von Helmut Fuchs

25. April 2017 um 21:21h