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BayWa weiter world wide winner – wo verdient wird (wo nicht)

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Den Staub und den stechenden Geruch hochgestapelter Düngemittelsäcke in halbdunklen Lagerschuppen hat die BayWa längst hinter sich gelassen. Doch der Land- und Agrarhandel zählt nach wie vor zu den drei tragenden Säulen des weltweit agierenden Handels- und Dienstleistungskonzerns. Dessen jetzt vermeldetes Halbjahresergebnis ist „besser als erwartet“, über eine aufgehende Wachstumsstrategie freut sich Vorstandsvorsitzender Klaus Josef Lutz, und – selbstverständlich – will die AG weiter zulegen. Nun kann man über Macht und Einfluss von „Land der BayWa“ (Biermösl-Blosn) durchaus geteilter Meinung sein. Doch was da an Zahlen präsentiert wurde, das ist schon eine große Nummer.

Der Halbjahres-Umsatz des vom Münchner Arabellapark aus tätigen Konzerns betrug zum 30. Juni 5,1 Mrd. Euro – ein Plus von 11,9 % gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) belief sich nach sechs Monaten auf 91,1 Mio. € (+2,7%). Herausragend trug dazu bei der von der starken Nachfrage nach Solarmodulen profitierende Energiesektor. Doch auch das Segment Agrar habe sich überdurchschnittlich entwickelt, da die im Jahr 2012 von der BayWa erworbene Beteiligung Turners & Growers (weltweit agierendes Fruchthandelsunternehmen aus Neuseeland) mehr Ergebnis erwirtschaftete als erwartet. Denn das hatte dazu geführt, dass die Sparte Obst erstmals über 15 Prozent zum BayWa-Agrarergebnis beisteuerte.

Steigende Getreidepreise“, „lebhafte Nachfrage bei der Landtechnik“ oder „planmäßig verlaufende Projektverkäufe bei erneuerbaren Energieanlagen“ lauten Schlagworte, die im Zusammenhang mit den guten Ergebnissen auftauchen. Der Chef des Aufsichtsrats wird zufrieden sein. Manfred Nüssel beobachtet das alles weniger mit dem Fernrohr vom Arabellahochhaus aus, sondern ist inzwischen eher in Multifunktionen vor allem in Berlin tätig. Seine Wurzeln hat er in Bayern, sein Netz-Handwerk im Bayerischen Senat erlernt, viel von seinem Vater – früher Großbauer und Bayerischer Landwirtschaftsminister – mitgekriegt und steht durchaus für das Allumspannende der BayWa – auch in Bayern.

Verdient wird „an der Landwirtschaft und nicht in der Landwirtschaft“ . . .

. . . fällt zum BayWa-Handel(n) und -Erfolg Maria Noichl eine mittlerweile alte Weisheit ein. Damit will die agrarpolitische Sprecherin der SPD im Landtag gar nicht groß an der BayWa herummäkeln. Man führe ja auch sinnvolle Gespräche mit denen. Über Nachhaltigkeitsbescheinigungen für Produkte beispielsweise. Die werden im Kreislauf zwischen Landwirten und Handel verlangt, umständlich kontrolliert und sollen ja schließlich bis in die BayWa-Lagerhäuser hinein und vor allem aus denen heraus möglichst effektiv ihren Sinn erfüllen.

Aber Noichl lenkt auch den Blick auf unterschiedliche Interessenslagen. Die der besonders in Bayern gewollten kleinräumigen Landwirtschaft mit kleinen Betrieben, auf denen ein kleiner Traktor wie ehemals ein gutes Zugpferd ein halbes Bauernleben lang seinen Zweck erfüllt. Und die der BayWa, die auf den Hof möglichst alle drei Jahre ein Vielseitigkeitsgefährt mit zugehöriger Aufstiegshilfe verkaufen will. Da denkt man denn auch an Initiativen wie „Low-Cost-Höfe“ nach. Als eine Antwort auf die Erkenntnis, dass, wenn Ertrag und Gewinn nicht reichen, an den Ausgaben gespart werden muss. Auch eine Philosophie – aber gewiss nicht die von BayWa.

Veröffentlicht von Helmut Fuchs

02. August 2012 um 13:17h

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