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Die Grünen in Bayern: Nach erfolgreichem Parteitag und vor schwieriger Fraktionsarbeit

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Die Grünen in Bayern machen wieder eine gute Figur. Das liegt nicht nur oder weniger an Margarete Bause. Deren Aufstellung als Spitzenkandidatin für die Landtagswahlen im nächsten Jahr galt als sicher. Die Mehrheit, mit der sie nun von den Delegierten am vergangenen Wochenende auf diesen Weg geschickt wurde, bietet eine gute Grundlage. Wichtiger erscheint, dass die bayerischen Grünen eine Art Vision gefunden haben, die ihre Zustimmung und ihre Wähler finden wird. So wie früher die Friedensbewegung und noch mehr die Anti-Atom-Politik auf nationaler oder auch eine insbesondere vom verstorbenen Sepp Daxenberger verkörperte bodenständige Glaubwürdigkeit in Bayern. Gerade im wirtschaftlich prosperierenden Freistaat – wo sonst – setzen sie auf auf eine Gemütslage, die mit Entschleunigung nur unzureichend beschrieben ist: die schlichte Erkenntis, dass weniger zwar nicht mehr sein muss aber sein kann.

Lässt man die Einflüsse durch die Arbeit der Grünen in Bund und Europa außer Acht, wird es in Bayern auf drei Säulen ankommen, die ein solches Konzept – vorausgesetzt es liegt vor – dem wählenden Bürger nahe bringen können. Dies sind neben Bause als Galionsfigur die Basisabeit auf kommunaler Ebene und die Landtagsfraktion.

Die meisten Wähler dürften Bause vermutlich als echte Konkurrentin zu den laut Grünen testoterongesteuerten Platzhirschen Seehofer und Ude erst einmal nicht ernst nehmen. Viele werden sie sich jedoch, und das klingt zuerst einmal recht blöd und fast frauenfeindlich, als stellvertretende Ministerpräsidentin an der Seite eines der beiden Genannten vorstellen können. Das stünde Bayern gut zu Gesicht oder was in solchen Fällen alles so daher gesagt wurde und wird.

Erfolgreiches Bayern und was davon bei den Menschen ankommt

Nun hat die langjährige Abgeordnete ihr Publikum in der Landeshauptstadt oder auch ihrer engeren früheren Heimat auf dem Lande, das über solches nur lachen kann. Dieser Kreis wird sich mit ihren im kommenden Wahljahr wahrzunehmende Auftritten quer durch den Freistaat Bayern erweitern. Sie wird nicht als Chef einer Landesregierung oder -hauptstadt ihre Zuhörer mit Erfolgszahlen füttern, sondern laute Überlegungen anstellen, was davon bei den Menschen im Lande ankommt, was sie damit anfangen können und wollen. Dies lässt viel Raum für Visionen, die zu vermitteln Margarete Bause durchaus gegeben ist. Und zwar nicht wie eine Landesmutter a la Hannelore Kraft oder nicht nur als „Frau, die sowieso anders tickt“, sondern unterfüttert mit breitem Basiswissen. Und zwar beileibe nicht nur in den ihr ursprünglich zuzuordnenden Bereichen Bildung oder Soziales sondern inzwischen fast mehr noch in der Wirtschaftspolitik.

Solches scheint dem Hörensagen nach auch die Delegierten des Parteitags erfasst zu haben und man wird sich grünerseits um Begeisterungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft der Basis vor Ort keine Sorgen machen müssen. Etwas heikler wird es in der Betrachtung der Landtagsfraktion. Dieser wichtige Punktelieferant erscheint heute gegenüber früheren Fraktionen mit klar zuzuordnenden Köpfen und Aufgabengebieten seltsam amorph.

Unübersehbare Probleme in der Fraktion

Es gibt offensichtliche Notlösungen, was auch dazu führt, dass selbst gute Zuarbeit durch qualifizierte Mitarbeiter nicht den Möglichkeiten entsprechend politisch umgesetzt wird. Zu viele Wege scheinen dann notgedrungen zum Fraktionsvorsitzenden Dr. Martin Runge zu führen. Der kann zwar – fast – alles, doch Lücken tun sich auf. Früher wäre es beispielsweise nicht passiert, dass dem Wirtschaftsminister mangelnde Visionen bei der Landesentwicklung vorgeworfen werden, aber keine grünen Ideen daneben gestellt werden. Manche/r andere altgediente Abgeordnete bringt zwar seine gewohnte Leistung, hat sich aber über die Jahre gut dabei eingerichtet. Es wird durchaus eingeräumt, dass junges frisches Blut fehlt. Einige Ältere ziehen die Konsequenz und wollen nicht mehr antreten. Allerdings gerade bei solchen, deren geschaffener großer Wählerbestand zumindest teilweise nicht gehalten werden kann.

Viel davon klingt anderen Parteien sehr vertraut. Bei den Landtags-Grünen ist es insbesondere was die parlamentarische Arbeit angeht auch für den Beobachter ungewohnt. Nicht von ungefähr kommt die Überlegung, einen der mit Führungsarbeit vertrauten älteren Abgeordneten im Wahljahr – wenn Bause andere Verpflichtungen hat – mehr in die Arbeit der Fraktionsspitze zu integrieren und auch, wie man in der Pfalz sagt, „in die Bütt“ zu schicken.

Veröffentlicht von Helmut Fuchs

10. Oktober 2012 um 06:00h

Abgelegt in Allgemein,Landespolitik

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