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„eDorf“ soll Lebenssituation im ländlichen Raum verbessern

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Sechzehn Gemeinden aus dem Landkreis Tirschenreuth (Oberpfalz), die sog. „Steinwaldallianz“, sowie die Gemeinden Frauenau und Spegelau (Südbayern) haben den Wettbewerb zum digitalen Modell-Projekt “eDorf” gewonnen. Wie Wirtschaftsministerin Ilse Aigner gestern bei der Bekanntgabe der Ergebnisse im Kabinett erläuterte, sei es Ziel des Modellvorhabens, mithilfe von intelligenten digitalen Anwendungen die Lebenssituation im ländlichen Raum zu verbessern. Dafür will der Freistaat in den kommenden vier Jahren im Rahmen des Modellvorhabens 5 Millionen Euro für die Entwicklung von digitalen Dienstleistungen bereitstellen. Um die digitale Vernetzung noch mehr in den Vordergrund zu stellen, soll das “eDorf” künftig “digitales Dorf” heißen.

Förderung von Mobilität, Nahversorgung, haushaltsnahen Dienstleistungen, Bildung

Mit dem ‚digitalen Dorf’ werde ein digitales Modellprojekt gefördert, das bewusst Handlungsfelder abdeckt, die für die Menschen vor Ort wichtig sind: Mobilität, Nahversorgung, haushaltsnahe Dienstleistungen oder auch Bildung. Aigner: „Wir richten eine Plattform ein, so dass interessierte Gemeinden sich vernetzen und über ihre Erfahrungen mit der Digitalisierung austauschen können. Die Erfolge der Modellkommunen präsentieren wir in einem Atlas, so dass auch andere Kommunen davon profitieren können.“

Die Gemeinden der Steinwaldallianz sowie die gemeinsame Bewerbung von Frauenau und Spiegelau setzten sich in einem zweitstufigen Wettbewerbsverfahren unter insgesamt 20 Bewerbungen durch. Die Gewinner wurden von einer interdisziplinären Jury ermittelt, die ihrer Auswahl Kriterien wie den Modellcharakter und die Übertragbarkeit der Projektidee zu Grunde legte. Die ausgewählten Gemeinden werden jetzt zusammen mit der Fraunhofer Gesellschaft und der Technischen Hochschule Deggendorf detaillierte Arbeitspläne ausarbeiten. Mit ersten, greifbaren Resultaten ist 2018 zu rechnen. Interessierte Gemeinden, Unternehmen und Bürger können sich im Internet unter www.edorf.bayern über das Modellprojekt informieren.

SPD: Staatsregierung muss erst mal digitale Hausaufgaben machen

Das Modellprojekt könne nicht ohne die nötigen Grundvoraussetzungen wie Breitbandanschluss und vernünftige mobile Netzabdeckung funktionieren, betonte SPD-Wirtschaftsexpertin Annette Karl. Sie forderte die Staatsregierung auf, mit Nachdruck für eine vernünftige mobile Netzabdeckung in Bayern und flächendeckenden Breitbandanschluss zu sorgen. „Das Modellprojekt ist ja schön und gut und wir begrüßen es ausdrücklich. Allerdings sollte die Staatsregierung erst einmal ihre digitalen Hausaufgaben machen. Einige Regionen in Bayern haben immer noch keinen Breitbandanschluss und die mobile Netzabdeckung ist teilweise katastrophal”, erklärte Karl. Hauptkritikpunkt der SPD-Abgeordneten ist die “Initiative Mobilfunk”, die eine Ausbau-Förderung des mobilen Netzes erst ab 2018 vorsieht. (Ein SPD-Antrag hier zum sofortigen Beginn wurde kürzlich im Haushaltsausschuss abgelehnt, wird aber am heutigen Mittwoch noch einmal in der Haushaltsdebatte im Plenum beraten.)

Freie Wähler: Bayerns ländlicher Raum in Sachen ‚Digitalisierung‘ noch im Mittelalter

Auch die Freien Wähler sehen das Modellprojekt „eDorf“ mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Thorsten Glauber, stellvertretender Vorsitzender und wirtschafts-politischer Sprecher: „So schön das für die überschaubare Zahl an ausgewählten Kommunen auch sein mag: Bayern befindet sich in Sachen ‚Digitalisierung‘ noch im Mittelalter – insbesondere im ländlichen Raum. Schlechte Mobilfunknetzabdeckung, niedrige Bandbreiten, hohe Projektkosten – das sind die eigentlichen Herausforderungen, die jetzt schnellstens zu lösen wären.“ Es dränge sich der Verdacht auf, dass die Herausforderung ‚Digitalisierung‘ bei Ilse Aigner noch nicht angekommen ist.“

Veröffentlicht von Helmut Fuchs

13. Dezember 2016 um 23:18h