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Konzept zum Amerika-Haus: Gemischtwarenladen oder offene Spielwiese?

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Was passt alles in eine Schuhschachtel? Dies könnte man sich – sehr despektierlich – fragen, wenn man, nur angenommen, Wolfgang Heubischs Amerika-Haus-Konzept auf den Knien mit der Tram das Rondell am Münchner Karolinenplatz halb umrundet. Dieses Konzept scheint überzusprudeln von Ideen und Anregungen, holt Institutionen von der einfachen amerikanischen Wirtschaftskammer bis hin zur Weltsicherheitskonferenz ins Boot und soll einfach für alle, nicht nur für Münchner oder Bayern, da sein.

Nach zweijährigem Gezerre Verbleib am angestammten Platz festgezurrt

Aus dem schönen Geschenk der Amerikaner an München hatte sich die US-Regierung nach 40 Jahren aus der Finanzierung zurückgezogen. Ab 1998 bewegte sich die Institution darauf hin zunehmend in eine allzu betuliche Richtung. Und zwar so weit an die öffentliche Wahrnehmungsgrenze, dass der Bayerische Ministerpräsident den geschichtlichen Ursprung übersah oder doch ignorierte und glaubte, per Federstrich das Institut der gewordenen Bedeutung nicht unangemessen vom zentralen, an die deutsche Geschichte gebundenen Ort weg zu verlagern. In das blockartige Gebäude und die Nebenbauten sollte nach notwendiger Sanierung, die Acatech (das Wort allein besagt alles Notwendige dazu) einziehen. Dagegen regte sich denn doch auch öffentlicher Widerstand. Nach zweijährigem Gezerre kam es vergangenen Dezember zur überraschenden Kehrtwende. Der Ministerrat beauftragte Kulturminister Wolfgang Heubisch mit einem Konzept für einen dauerhaften Verbleib des Amerika-Hauses am angestammten Platz.

Transatlantische Brücke“ als „offenes Haus“ mit vielen Themenfeldern

Unter dem von Heubisch geprägten Leitbegriff „transatlantische Brücke“ soll sich das Haus auf die für die transatlantische Partnerschaften wichtigen Themenfelder konzentrieren und stärker als bisher bayerische und transatlantische Institutionen zusammenbringen. Vorgesehene Themenfelder sind Bildung und Wissenschaft, Wirtschaft und Innovation, internationale Politik sowie Kultur. Der FDP-Minister wünscht sich ein „offenes Haus für alle“, das sich insbesondere an die Jugend wendet. Dem folgend will er auch an Bewährtem wie der Schülerberatung und der Lehrerfortbildung festhalten. Beschränken solle sich das Haus nicht länger auf München, sondern auch bayerische Konzepte werden erwartet. Die 1998 gewählte und von Heubisch milde als Übergangslösung bezeichnete Trägerschaft wird vermutlich durch eine Stiftung des Freistaats abgelöst. Diese Anregung Heubischs käme vermutlich auch den Wünschen und Vorstellungen des Obersten Rechnungshofs am nächsten.

Bedenken wie gegen die Auflösung der Bibliothek wurden schon vorgebracht, andere, wie vermutlich gegen die Einbindung der Weltsicherheitskonferenz sind zu erwarten, aber weitgehend macht sich Erleichterung breit. Beispielsweise bei der Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Margarete Bause, die allerdings hinzufügte:Das hätten wir auch früher und ohne Kollateralschäden haben können.“ Die zweijährige Ungewissheit der Träger mit Rauswurfdrohungen, ohne Gespräche oder Wertschätzung für deren Arbeit, sei unnötig gewesen und habe viel Porzellan zerschlagen.

Bisherige Träger, Konsulate, Amerikanische Handelskammer, Goethe-Institut u.a.

Es sei n.un an Wolfgang Heubisch und Horst Seehofer, das unnötig zerstörte Vertrauen wieder herzustellen und einer offenen und breiten Diskussion über das künftige Konzept Raum zu geben. Letzteres ist bereits auf den Weg gebracht. Heubisch hat vierzig Institutionen das Konzept zukommen lassen. Unter anderen das Bayerisch Amerikanische Zentrum, die Bayerische Amerika Akademie, die Amerikanische Handelskammer, das US-Generalkonsulat und das Kanadische Konsulat, verschiedene Amerikanische Vertretungen und auch das Goethe-Institut sollen „weitere Ideen einbringen“ und Stellung zur Vorlage nehmen. Dies werde in das Konzept eingearbeitet und dann dem Ministerrat und dem Landtag zur weiteren Diskussion vorgelegt.

Mit der Umsetzung bzw. Sanierung des Hauses soll 2014 begonnen werden. Für zwei Jahre werde übergangsweise die Arbeit im gegenüberliegenden Gebäude der Staatlichen Lotterieverwaltung fortgeführt. Diese muss zu diesem Zeitpunkt ausziehen und der Acatech weichen. Angeblich werden sich die beiden Neumieter nicht gegenseitig auf die Füße treten. Vorläufig sei in den zugehörigen Nebengebäuden genügend Platz für alle da.

Problem gelöst oder diffuses Neufeld?

Ist das Problem damit gelöst, wie der Vorsitzende der CSU München, Kultusminister Ludwig Spaenle, Glauben macht? Dieser sieht mit dem Verbleib im ehemaligen NS-Parteiviertel auch ein geschichtspolitisches Signal als Zeichen der Freiheit und Demokratie. Zudem trage der Konzeptentwurf der CSU-Anregung einer breiteren strategischen Aufstellung des Amerika Hauses Rechnung. Oder verliert sich das Ganze noch allzusehr im Diffusen und Nebulösen, was die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Isabelle Zacharias, wohl ausdrücken will, wenn sie von einem „sogenannten Konzept“ Heubischs spricht?

Tatsächlich kann man das von zwei Seiten sehen: als Gemischtwarenladen oder als offene Spielwiese. Heubisch bietet viel an und lässt viel Raum. Vor allem lässt das Konzept jedoch Phantasie erkennen. Etwas was vielen nüchternen politischen Vorlagen abgeht. Erkennbar ist auch der Hang des Ministers zu Visionärem wie er beispielsweise noch weitgehend unbeachtet bei seinen Vorstellungen zur Studienfinanzierung durch Dritte wie die Wirtschaft oder Ehemalige der Alma Mater, erkennbar wird. Zumindest wurde von ihm sehr schnell eine Vorlage auf den Tisch gelegt. Es liegt jetzt an den anderen Beteiligten, auch den Kriikern, was daraus wird.

Veröffentlicht von Helmut Fuchs

21. Februar 2013 um 08:07h

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