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Wie kam das Ei in den Supermarkt?

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Alles schien in Ordnung. Kein „Bayern-Ei“ kam oder kommt innerhalb der weiß-blauen Grenzen aus dem Supermarkt auf den Frühstückstisch. Das war die Botschaft der Verbraucherschutzministerin nach der Aufdeckung des kürzlichen „Salmonellen-Skandals“ in Niederbayern. Das genügt gemeinhin zur Beruhigung des notwendigen Wähleranteils und sogar weit über diesen hinaus. Doch sieht man von der europäischen Dimension ab: Nämlich, dass man solches weder dem Briten auf seiner Insel wünschen oder auch an den eigenen Urlaub an der Cote d´Azur denken sollte und hier auch alle Überlegungen zum Tierschutz vernachlässigt, so stellt sich eine schier endlose Fragenkette.

Da wurde und wird ein Ei ins Nest (!) gelegt, das so keiner haben will, nicht einmal salmonellenvernichtet in irgendeiner Eimasse oder Nudel. Außer dem, der daran verdient. Das führt im Falle „Bayern-Ei“ in ein Umfeld mit einer einschlägigen Berufserfahrung. Unser Rechtssystem kennt keine Sippenhaft, und nach einer abgebüßten Strafe oder der Erfüllung von Auflagen ist erst einmal alles auf Null gestellt. Und das ist gut so. Aber was hindert eine Behörde, oder warum wird nicht sicher gestellt, dass bei gegebenen Umständen nicht genauer, sondern lediglich ganz genau hingeschaut wird?

Kann man sich mit der Antwort zufrieden geben, es fehle an Personal? Oder mit dem Hinweis auf in diesem Fall etwas abenteuerlich anmutende verpflichtende Selbst-kontrollen? Bedarf es hierzu erst eines heute im Landtag behandelten Antrags (7050) der SPD, solche Selbstkontrollen auf den Prüfstand zu stellen? Was gehört denn noch alles auf den Prüfstand? Liest man die Süddeutsche von heute mit der Eier-Recherche im Supermarkt, so wird einem schon beim Lesen schwindlig, welch verschlungene Verpackungswege solch ein Ei durchlaufen kann, auf welche sprachlichen Verknotungen bei einfachen Auskünften man achten muss, um sicher zu erfahren, in welchem Hühnerstall ein bestimmtes Ei gelegt und nicht wo es ver- oder umgepackt wurde.

Deutlich wird dabei allerdings, wie gefordert oder vielleicht gezwungenermaßen überfordert Behörden vom Landratsamt bis ins Ministerium hinein waren und sind. Eine jetzt sprachlose Ministerin steht da und fragt sich offensichtlich ehrlich, wie kam das Ei in den Supermarkt? Muss man die Ministerin austauschen? Nicht nur dem Rinderwahn wurde schon einmal mit Barbara Stamm eine fähige Ministerin geopfert. Damals nach BSE sollte nichts mehr so sein wie es vorher war. Das war vom damaligen Ministerpräsidenten allerdings irgendwie fatalistisch weltumspannend gemeint und keineswegs ein Versprechen, dass sich in der Kontrolle unserer Nahrung in Bayern etwas ändert. Nun, Edmund Stoiber war ja nicht vom Fach.

PS: Die Sprachlosigkeit der Ministerin wird am nächsten Donnerstag beendet. Die SPD hat heute Vormittag erfolgreich – mit Unterstützung von Freien Wählern und Grünen – eine Sondersitzung des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz beantragt. Nach „zahlreichen Falschinformationen der Ministerin und gravierenden Fehlern“ der Behörden, soll Ulrike Scharf Rede und Antwort stehen.

Veröffentlicht von Helmut Fuchs

25. Juni 2015 um 10:19h

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